Fazit: Unsere Reise um die iberische Halbinsel

Heute möchte ich ein Fazit zu unserer Reise ziehen. Dabei werde ich versuchen auf möglichst viele Aspekte einzugehen. Falls noch Fragen offen bleiben sollten, gerne in den Kommentaren oder per Email nachfragen. Wir freuen uns über jegliches Interesse an unserer Reise.

Die Fakten:20150829-SAM_3300
  • Reisemittel: unser Wohnmobil
  • Reisezeit: Aug./ Sept. 2015
  • Dauer: 56 Tage
  • gefahrene Kilometer: 8139km
Unsere Route:

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Von Deutschland aus geht es über Frankreich ins Baskenland und dann entlang der Küste immer weiter Richtung Westen durch KantabrienAsturien und Galizien. Nach fast drei Wochen erreichen wir Portugal. Portugal bereisen wir von Norden, entlang der Costa Prata bis nach Lissabon, von wo aus es durch Alentejo bis zur Algarve geht. Nach 3 Wochen in Portugal müssen wir langsam den Heimweg antreten. Wir „überfliegen“ Südspanien, treffen Freunde an der Costa Blanca und fahren dann entlang des Mittelmeers durch Ostspanien. Auf der Rückreise haben wir in Frankreich einen Unfall und müssen unser Wohnmobil zurücklassen.

Bestes Reisewetter

Das Wetter hätte besser nicht sein können. Die heißesten Tage hatten wir bei der Anreise durch Südfrankreich Anfang August. Bei geschätzten 30 Grad im Schatten war es wirklich extrem heiß. In Nordspanien und im Norden Portugals war das Wetter aber für unsere Maßstäbe perfekt: Stets angenehme 22 Grad und ein wolkenloser Himmel. Lediglich in Nordportugal hat es 1,5 Tage geregnet – sonst hatten wir auf der gesamten Tour tagsüber keinen Regen. Je südlicher wir kamen, umso wärmer wurde es, aber selbst in der Algarve stieg das Thermometer fast nie über 30 Grad (Anfang/ Mitte September). In Südspanien war es auch im September noch recht heiß, aber nie unerträglich.

Unglaubliche Natur

 

Wir haben unglaublich tolle Landschaften gesehen. Insbesondere Nordspanien hat es uns angetan. Die Kombination aus Bergen und Ozean, aus saftig grünem Land und türkisblauem Meer ist wunderschön. Aber auch Portugal ist unglaublich toll und es ist der Wahnsinn, wie sich die Natur verändert, je südlicher man fährt. In Nord- und Mittelportugal Berge und saftig grüne Wiesen und Weinberge sowie die wunderschöne. menschenleere, wilde Costa Prata. Je südlcher man kommt, umso „trockener“ wird es; Getreidesteppen und tausende Korkeichen in Alentejo sowie leuchtende Felsenküsten in der Algarve.

einfache Stellplatzsuche Dank guter Reiseliteratur

Im Vorfeld war meine größte Sorge, wo wir schlafen werden. Ich las in vielen Blogs, dass man mit dem Wohnmobil gar nicht auf Campingplätze zu fahren braucht. Aber wo soll man denn dann schlafen? Ich konnte mir gar nicht so richtig vorstellen, was es bedeutet, mit einem Wohnmobil unterwegs zu sein. Zum Glück bin ich irgendwann über den WOMO-Verlag gestolpert. Der Verlag bietet Reiseführer für Wohnmobilfahrer über nahezu jede Region an. Wir hatten die Bände
Mit dem Wohnmobil nach Nord-Spanien , Mit dem Wohnmobil nach Portugal und Mit dem Wohnmobil nach Süd-Spanien dabei.
Und auch wenn die von den Autoren gefahrenen Touren für Familien mit kleinen Kindern nicht immer machbar sind, da das Programm viel zu straff ist, waren wir von den Reiseführern begeistert. Wir haben uns jeden Abend eine auf uns zugeschnittene Tour für den nächsten Tag gebastelt, die meist eine Wanderung oder etwas Sightseeing am Vormittag und Relaxen am Strand am Nachmittag beinhaltete. Dabei waren die Reiseführer eine große Hilfe. Auf jeder vorgestellten Tour gibt es diverse Stellplätze mit Picknick-, Bade-, oder Wandermöglichkeit, die Dank präziser GPS Koordinaten ganz leicht zu finden sind. Ohne diese Reiseführer hätten wir niemals so schöne Stellplätze gefunden.

Leben im Wohnmobil

Das Leben zu Dritt im Wohnmobil ist relativ komfortabel. Auch hier konnte ich mir nicht genau vorstellen, wie das so sein wird. Um ehrlich zu sein, war ich noch nie der Camping-Typ. Im Gegenteil! Ich habe es gerne schön und liebe auch einen gewissen Luxus. Bei unseren Rucksackreisen durch Thailand oder Costa Rica beispielsweise habe ich immer sehr auf eine gepflegte und schöne Unterkunft geachtet. Daher wusste ich im Vorfeld nicht genau wie ich das Leben im Wohnmobil so finden werde. Aber ich muss sagen: Heute liebe ich es. Man gewöhnt sich schnell an den begrenzten Platz und weiß die Vorzüge zu schätzen: Man hat seinen kompletten Hausstand stets dabei. Flexibler geht es nicht. Hat man Hunger, kann man sich schnell etwas kochen; ist man müde, legt man sich eben hin. Möchte man sich umziehen? Kein Problem, der komplette Kleiderschrank ist an Bord. Einkäufe räumt man direkt aus dem Einkaufswagen in den Kühlschrank. Möchte man duschen oder zur Toilette? Beides an Bord. Und das Tolle: Man schläft, frühstückt oder lässt einen gelungenen Reisetag Revue passieren an den atemberaubendsten Orten. Man wechselt täglich den Ort ohne aus dem Koffer leben zu müssen. Und man schläft jeden Abend in seinem eigenen Bett. Apropos Schlafen: Wir haben im Heck ein 1,40m breites Bett, auf dem Sven und ich sehr gut geschlafen haben. Emilia hat im Alkoven geschlafen und auch das hat super geklappt. Je nachdem was wir abends vor hatten, hat Emilia häufig erst im Kinderwagen oder bei Fahrtzeiten im Kindersitz geschlafen. Wenn Sven und ich dann schlafen gingen, haben wir sie ins Alkoven umgelegt und sie hat fast immer bis zum nächsten Morgen durch geschlafen. Schlafen war somit wirklich kein Thema. Und was das Leben auf engstem Raum angeht: Man ist ja sowieso meistens draußen, also ist das auch kein Problem.

 

Kosten

Was kostet eigentlich ein Roadtrip durch Europa? Zu diesem Punkt habe ich im Vorfeld kaum Infos gefunden. Heute weiß ich warum: Es gibt auf die Frage keine richtige Antwort – da kann man sich genauso gut fragen, was das Leben in Deutschland kostet. Es gibt nach Oben hin keine Grenze. Trotzdem möchte ich einmal aufführen, wie viel wir ausgegeben haben.

Zunächst stellt sich die Frage, sofern man kein Wohnmobil besitzt: Wohnmobil kaufen oder mieten? Wir brauchten nicht lange rechnen – für uns stand schnell fest, dass Mieten zu teuer ist. Bei 2 Monaten in der Hauptsaison hätte das um die 5000€ gekostet, und das Geld wäre für immer weg gewesen. Wir haben uns daher für einen Kauf entschieden, mit der Option, das Wohnmobil nach der Reise wieder zu verkaufen. Heute wissen wir, dass wir es so schnell nicht wieder hergeben möchten und am liebsten noch ganz Europa damit bereisen wollen.

Der ansonsten einzige erwähnenswerte Kostenfaktor ist meiner Ansicht nach das Vorankommen von A nach B. In unserem Fall sind das die Kosten für Sprit und Maut. Bei über 8000km und einem durchschnittlichen Verbrauch von 12 Litern haben wir in etwa 1000 Euro verfahren. Für Maut haben wir in etwa 200 Euro ausgegeben, da wir nur dann gebührenpflichtige Autobahnen gefahren sind, wenn wir schnell Kilometer machen wollten, was eher selten vorkam.

Für Übernachtungen haben wir etwa 100 Euro ausgegeben, wobei wir uns diese im Nachhinein zum Großteil hätten sparen können. Wir waren in der gesamten Zeit zwei Mal auf Campingplätzen (hier und hier). Das war am Anfang unserer Reise, als es uns noch an Erfahrung fehlte, wo man Wäsche waschen oder Ver- und Entsorgen kann. Eine Nacht auf dem Campingplatz hat uns jeweils um die 25 Euro gekostet. In El Campello, Biarritz und Bilbao standen wir auf kostenpflichtigen Wohnmobilstellplätzen (für diese Regionen fehlte uns der oben genannte Reiseführer, sonst hätten wir mit Sicherheit auch etwas kostenloses gefunden) – diese kosteten ca. 12 Euro pro Nacht.

Die Kosten für Essen und Trinken bewerte ich nicht, da wir uns auch zu Hause hätten verpflegen müssen. Und auch zu Hause gehen wir regelmäßig ins Restaurant oder in den Zoo oder ins Schwimmbad, so dass ich solche Ausgaben auch nicht zähle.

Das Tanken von Frischwasser und das Entsorgen des Abwassers war fast immer kostenlos (auch hier waren die oben genannten Reiseführer sehr hilfreich, da alle Ver- und Entsorgemöglichkeiten entlang der Route gekennzeichnet sind). Dank unserer Solarzellen auf dem Dach waren wir energieautark und nicht auf externen Strom angewiesen. Einmal haben wir unsere Gasflasche auffüllen müssen, was 17 Euro gekostet hat (dazu sei gesagt, dass wir keinen Warmwasserboiler hatten und Gas nur zum Kochen oder zum Erwärmen von Emilias Badewasser brauchten). Für Wäsche waschen haben wir im Schnitt 15 Euro pro Woche ausgegeben, was wenn man bedenkt, dass wir 2 Monate zu Hause keinerlei Energie verbraucht haben, auch relativ kostenneutral sein sollte.

 

Was hat uns die Reise gebracht?

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Eine ganze Menge! Dazu muss ich sagen, dass Svens Arbeitgeber gerade umstrukturiert hat und Sven in den Monaten vor unserer Reise sehr viel gearbeitet hat. Ich war unter der Woche fast ausschließlich alleine mit Emilia zu Hause. Die Wochenenden gingen meistens für die Umbauarbeiten am Wohnmobil drauf. Desweiteren haben wir während der Schwangerschaft gebaut (genauer gesagt bauen lassen, aber auch das ist nicht ohne) und sind, als Emilia 2 Monate alt war, in unser Eigenheim gezogen. Umzug, Einrichten, Papierkram; um es mal positiv zu formulieren: Langeweile hatten wir nicht. Wir hatten kaum Zeit zu Dritt. Sven hatte kaum Zeit für Emilia. Sven hatte kaum Zeit für mich. Wir waren Beide sehr gestresst und nicht glücklich – aber als Lichtblick hatten wir unsere gemeinsame Reise stets vor Augen!!!

In den ersten Tagen waren wir noch etwas getrieben. Wir hatten stets das nächste Ziel vor Augen und haben den Moment an sich nicht richtig genießen können. Wir mussten uns an die Form des Reisens erst gewöhnen. Es dauerte fast eine Woche bis wir endlich runterkommen konnten. Auf einmal fiel der ganze Stress von uns ab und wir konnten uns so richtig auf uns und die jeweiligen Orte einlassen. Wir reduzierten das Tempo, wir wechselten zwar fast täglich den Stellplatz, fuhren aber häufig nur 30km weiter in den nächsten Ort oder zum nächsten Strand.

Wir haben bewusst keinen Fernseher mitgenommen, um uns nur auf uns zu konzentrieren. Die Abende verbrachten wir stets damit, die Fotos vom Tag anzuschauen, das Erlebte durchzusprechen, den nächsten Tag zu planen und miteinander zu reden. Obwohl wir seit 2004 zusammen sind, gab es immer noch Dinge, die wir auf dieser Reise neu über uns erfahren haben. Im Alltag fehlt einem häufig die Zeit sich intensiv miteinander zu beschäftigen. Diese gemeinsame Zeit tat uns unheimlich gut. Wir mussten uns um Nichts kümmern, außer um unsere Route, den Abwasch und darum, dass ausreichend Wasser und Lebensmittel an Bord sind. Den Rest der Zeit konnten wir uns widmen.

Wo hat es uns am besten gefallen?

Das ist die mit Abstand häufigste Frage, die uns in den letzten Monaten gestellt wurde. Aber ich muss euch enttäuschen: Ich kann euch diese Frage nicht beantworten. Denn auch wenn wir unglaublich tolle Strände gesehen haben, wunderschöne Wanderungen unternommen haben, beeindruckende Metropolen besichtigt haben und unglaublich niedliche Dörfer entdeckt haben: Das was uns am besten gefallen hat, war, das wir stets zusammen waren. Jeder besuchte Ort war nur deswegen so schön, weil wir ihn zu Dritt besucht haben. Alles, was wir erlebt haben, haben wir zu Dritt erlebt. Wir sind unglaublich glücklich und dankbar, diese intensive Zeit zu Dritt erlebt haben zu dürfen. Und da ist der bereiste Ort eher zweitrangig, im Vordergrund steht für uns ganz klar die gemeinsame Zeit.

Wir würden es jederzeit wieder tun…

Die dramatische Heimfahrt

Im Leben kann man nicht alles planen. Das wird uns bei unserer Heimfahrt so bewusst wie noch nie zuvor. Regelmäßige Leser unseres Blogs wissen bereits, dass wir auf der Heimfahrt einen Unfall hatten. Davon habe ich hier bereits erzählt. Trotzdem möchte ich euch nochmal in Ruhe von unserer gesamten Heimfahrt berichten.

Von Cadaqués nach Osnabrück sind es in etwa 1450 km. Wir planen für die Strecke 4 Tage ein. In 7 Tagen muss Sven wieder arbeiten – außerdem hat Emilia ihren ersten Geburtstag und die Verwandtschaft wäre schwer enttäuscht wenn wir es nicht rechtzeitig nach Hause schaffen. Zwischenstopps inklusive Sightseeing planen wir in Lyon, Dole und Trier.

Bis zu unserem ersten Ziel Lyon sind es 500 km. Ich habe gut recherchiert, um die nächtliche Stellplatzsuche zu vermeiden: Ich habe ab Kilometer 250 etwa alle 50 km einen Stellplatz herausgesucht und im Navi programmiert. Letztes Ziel: Campingplatz Indigo Lyon, von wo aus wir uns die Stadt Lyon ansehen und noch etwas entspannen möchten.  Dank meiner guten Vorbereitung kann Sven entspannt fahren und alle 50 km entscheiden, ob er die nächsten 50 km auch noch schafft oder nicht. Ich bin schnell müde und schlafe ein. Emilia schläft selbstverständlich wie bei jeder Fahrt auch. Sven ist ausgeschlafen, hört Musik und kommt gut durch. Ich verliere jegliches Zeitgefühl und als das Wohnmobil steht, ist es drei Uhr nachts. Ich frage Sven wo wir sind und er antwortet „mitten in Lyon“. Die Ausfahrt zum besagten Campingplatz war wohl gesperrt und das Navi wollte ihn immer wieder zurück zu der gleichen Abfahrt führen. Unser Navi und die Großstädte – eine Hassliebe. Wir stehen am Straßenrand. Wir sind zu müde um jetzt noch etwas an der Situation zu ändern, wir legen uns schlafen und wollen am nächsten Tag weitersehen.

Am nächsten Tag schauen wir uns erstmal um:

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Sven hatte nicht übertrieben – wir sind wirklich mitten in Lyon. Wir stehen unmittelbar vor einer Touristeninformation. Diese sucht Sven direkt auf. Der unfreundliche Mitarbeiter erklärt ihm,  dass Wohnmobile in Lyon verboten seien und verweist uns auf einen der Campingplätze. Na gut, dann probieren wir es bei Tageslicht erneut. Mitten im morgendlichen Berufsverkehr. Dass das nicht klappt war abzusehen; Wir entdecken einen Carrefour, wo wir Baguette kaufen und erstmal frühstücken. Nach zwei Tassen Kaffee ist die Stimmung auch deutlich besser. Wir entscheiden Lyon zu streichen und zum nächsten Ziel nach Dole zu fahren. Doch dort werden wir nie ankommen…

Denn nach etwa 50 km haben wir den besagten Unfall. Wir fahren auf einer leeren Landstraße einen Hügel hinauf. Auf dem Gipfel des Hügels angekommen sieht Sven, dass in etwa 50 m Entfernung ein Fahrzeug auf der Straße steht. Der Bremsweg reicht nicht aus (wir sind voll beladen, Lizzy hat kein ABS, es geht bergab…) und wir steuern aufgrund von Gegenverkehr unausweichlich auf das stehende Auto zu. Beim Aufprall sind wir nicht mehr schnell, aber der Knall reicht aus: Nach kurzer Begutachtung fällt das Urteil Totalschaden. Wir stehen unter Schock. Der ADAC kümmert sich um Alles. Wir werden in die nächste Ortschaft gebracht und bekommen ein Hotelzimmer sowie einen Mietwagen zur Verfügung gestellt. Nach einer unruhigen Nacht machen wir uns am Morgen des 26.09.15 auf die Heimfahrt. Lizzy müssen wir zurücklassen.

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Hier steht sie und wartet, wie wir damals annehmen, auf ihre Verschrottung.

Heute kann ich glücklich berichten, dass es ein Happy End gab. Wir konnten Lizzy retten. Aber am besagten Tag sind alle Träume geplatzt.

Gestern habe ich Sven gefragt, woran er als erstes denkt, wenn er an die Reise, die ja nun schon ein halbes Jahr zurückliegt, zurückdenkt. Bei ihm ist es leider nach wie vor der Unfall. Für mich ist er zum Glück schon etwas in den Hintergrund gerückt. Ich hoffe dass es bei Sven auch nicht mehr lange dauert. Denn wir hatten bei unserem Roadtrip die schönste Zeit unseres Lebens und der blöde Unfall soll nicht länger einen Schatten auf sie werfen.

In wenigen Tagen berichte ich euch dann, wie es war wieder zu Hause zu sein und welche dicke Überraschung auf uns gewartet hat!

 

Das Baskenland – zwei Städte, die unterschiedlicher nicht sein könnten

Das Baskenland kennen wir bereits von früheren Reisen. San Sebastian zählt zu unseren Lieblingsstädten, den baskischen Schnaps Izarra haben wir schon vielfach importiert und unseren Freunden und Bekannten die korrekte Trinkweise beigebracht, den Kuchen Gateao Basque haben wir mehrfach nachgebacken. Sven hat mit diesem sogar sein perfektes Dinner gewonnen! Auch haben wir viele Abende über Parolen wie „Tourist remember, you are not in Spain, you are not in France, you are in the Basque Country“ diskutiert. Die Gegend ist uns also nicht unbekannt. Trotzdem haben wir es nie nach Biarritz sowie Bilbao geschafft. Now is the time – die Städte liegen auf unserer Route und möchten von uns erkundet werden.

Biarritz – leider nicht das was wir uns versprochen haben (7.08.15)

Nach der durchfahrenen Nacht kommen wir morgens in Biarritz an. Auf dem Wohnmobilstellplatz „Milady“ ergattern wir den letzten freien Platz. Früh ankommen zahlt sich also aus. Der Stellplatz ist asphaltiert, Strom und Wasser Inklusive. Er ist gut gelegen, in unmittelbarer Strandnähe und die Altstadt ist fussläufig zu erreichen. 24 Stunden kosten 12€ – völlig angemessen.

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Biarritz liegt traumhaft am Meer, hat einen wunderschönen Stadtstrand, malerische Gebäude am Meer und eine nette Altstadt. Eigentlich beste Voraussetzungen für eine tolle Stadt. Aber irgendwie schwappt das Flair nicht auf uns über. Uns fehlt eine schöne breite Promenade. Die Stadt ist sehr verkehrslastig – in der Innenstadt, in Strandnähe, überall fahren Autos. Bürgersteige sind entweder nicht vorhanden und falls vorhanden so schmal dass man zu Zweit nicht nebeneinander laufen kann. Zebrastreifen gibt es zwar aber irgendwie nicht an den notwendigen Stellen. Die Cafés sind so eng, dass es fast unmöglich ist, den Kinderwagen irgendwo zu parken und ohne Reservierung war es zur Mittagsstunde schwer eine Kleinigkeit zu essen. Schade, ich hatte mir so viel von der Stadt versprochen.

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Nach einem ausgiebigen Spaziergang und aufwendiger Supermarktsuche kochen wir abends Pasta und erleben das erste Gewitter unserer Reise (unsere mitreisenden, draußen schlafenden Jungs müssen richtig kreativ werden um eine geeignete Schlafmöglichkeit zu finden – unser Angebot in der Fahrerkabine zu nächtigen lehnen sie ab, trotz zuvor durchfahrener Nacht – Hut ab!)

Bilbao – viel mehr als nur Guggenheim (8.08.15-10.08.15)

So hoch meine Erwartungen an Biarritz waren, so wenig habe ich mir von Bilbao versprochen. „Hätte Bilbao nicht das Guggenheim Museum, würde sich wohl kaum ein Tourist hierher verirren“, las ich bei meinen Reisevorbereitungen. Zum Glück haben wir der Stadt eine Chance gegeben – denn wir sind von Anfang an verzaubert von ihrem Charme. Naja, nicht von ganz Anfang an, die Stadtautobahn raubt Navigator Flo und Fahrer Sven den letzten Nerv, aber als wir endlich geparkt haben, ist alles toll. Unser Stellplatz auf dem Monte Kobeta ist perfekt. Schöne, große Rasenplätze, jeder Platz mit eigener Wasser- und Stromversorgung und einer traumhaften Aussicht auf die Stadt.

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In unmittelbarer Nähe des Stellplatzes ist eine Bushaltestelle, von der aus wir für 1,25€ in die Stadt kommen. Wäre jeder Platz noch mit WLAN ausgestattet, würde ich glatt hier bleiben;-) Kleiner Spaß, ginge auch gar nicht, denn die Parkdauer ist auf zwei Übernachtungen begrenzt. Zwei Übernachtungen – das sind drei Tage – gerne hätte ich noch ein paar weitere dran gehangen, so gut hat es mir gefallen. Wir lieben die spanische Sprache, die Spanier mit ihrer offenen, lauten Art und fühlen uns auf Anhieb wohl. Schon der Busfahrer, der uns in die Stadt bringt, fällt uns mit seiner Hilfsbereitschaft positiv auf. In der Stadt angekommen, steuern wir als erstes die Touristeninformation an. Kann ich nur weiter empfehlen. Modern, klimatisiert, freundlicher Service und super schnelles Internet.

Raus aus der Touristeninformation stoßen wir direkt auf den ersten Spielplatz. Und Bilbao hat dutzende davon. Emilia schaukelt ganz begeistert und lacht dabei so ansteckend, dass viele Leute stehen bleiben um ihr beim Schaukeln zuzusehen. Mein Mutterherz schmilzt dahin.

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Wir schlendern durch die Stadt und sind ganz angetan. Tolle, alte Bauwerke, urige Tapasbars, freundliche Menschen… wir lieben Spanien!

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Und die Siesta halten wir auch ein –20150809-SAM_2588 jeder auf seine Art 🙂

Das Guggenheim Museum lassen wir natürlich nicht aus! Am ersten Tag lediglich von außen; am zweiten dann auch von innen.

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Gracias Bilbao für die wunderbaren Tage. Wir werden uns hoffentlich wiedersehen. Wir ziehen nun weiter Richtung Westen. Unsere Mitreisenden verlassen uns hier übrigens. Von nun an sind Sven, Emilia und ich unter uns. – Jungs, danke für die lustige Zeit mit euch und für eure Hilfe an diversen Stellen. Euch eine schöne Weiterreise in Richtung Barcelona. Passt auf euch auf.

Generalprobe auf dem Transit durch Frankreich

Endlich schaffe ich es mich zu melden. Es mangelte nicht an Lust am Schreiben sondern an den technischen Möglichkeiten ins Internet zu kommen. Aber nun, in der wundervollen modernen Touristeninformation Bilbaos habe ich WLAN und kann endlich etwas online stellen, während Sven und Emilia einen Fahrradladen suchen, da unser geliebter Kinderwagen einen Platten hat.

Nun sind wir seit genau einer Woche on the road.

Sven war zu Beginn ziemlich erkältet, aber ansonsten geht es uns sehr gut. Wir haben uns mit unserem Camper bekannt gemacht, beherrschen die Technik und alle Handgriffe sitzen. Die Generalprobe, die uns empfohlen wurde und die wir aus Zeitmangel vor Reiseantritt nicht geschafft haben, machen wir unterwegs. Learning by doing und Improvisation sind unsere Stärken. Aber der Reihe nach.

Was lange währt wird endlich gut – eine nervenaufreibender Start

Mit etwas Verspätung nach einem stressigen letzten Tag fahren wir gegen 19:30 Uhr los. Die ersten Kilometer sind aufregend für uns Drei, eine gewisse Anspannung ist da. Haben wir an alles gedacht? Ist das Gepäck sicher verstaut? Wird alles gut? Wir fahren auf die A1 Richtung Süden, Sven hängt sich an einen LKW und fährt gemütliche 90km/h. Emilia ist aufgedreht und erkundet erstmal die neue Umgebung. Die Geräuschkulisse beim Fahren ist eine ganz andere als in unserem PKW und es wackelt ständig. Emilia denkt gar nicht daran zu schlafen und ich kämpfe die erste Stunde damit sie zu bespaßen und zu beruhigen. Aber irgendwann findet sie endlich in den Schlaf. Sven und ich kommen zur Ruhe. Ich realisiere erst jetzt so richtig dass wir nun weg sind. Dass wir nun wochenlang auf Reise sein werden. Hoffentlich wird es genauso schön wie wir es uns immer ausgemalt haben.

Kurz nach Mitternacht sind wir bei Frankfurt angekommen. Auf einer Raststätte nehmen wir zwei Anhalter mit. Die beiden Jungs (mein Bruder Matze und sein Kumpel Flo) möchten nach Nordspanien und werden sich in den nächsten Tagen als unverzichtbare Reisebegleiter herausstellen.

20150804-SAM_2411Emilia ist auf der Raststätte aufgewacht. Ich gebe ihr eine Flasche und sie schläft weiter bis 6 Uhr. Hinter Freiburg überqueren wir die Grenze und fahren zum Frühstücken einen Rastplatz in Besançon an. Leider hat es in der Nacht geregnet, so dass wir die vorhandenen Picknickbänke nicht nutzen können und im Camper frühstücken. Zu Fünft ist es sehr eng, aber es haben alle einen Sitzplatz. Ich koche den ersten Kaffee in meiner neuen Küche und tadaaa, er schmeckt. Den brauche ich auch: Denn der Schock der Nacht sitzt: Unser Elektriker hat geschlampt (Kleiner Spaß Bruderherz 😉 ) und die Steckdosen funktionieren nur wenn unser Wohnmobil von extern Strom bezieht. Außerdem sind beide Batterien zur Stromversorgung (anders als angenommen) hinüber. Es ist ja super, dass wir unabhängig durch unsere Solarzellen Strom beziehen können, wenn allerdings die Batterien den Strom nicht speichern können, bringt das auch nur wenig… Nun sind sowohl mein Handyakku als auch der Laptopakku leer – und mein persönlicher Akku ebenfalls. Wir tuckern auf französischen Landstraßen, Sven fährt, Flo navigiert und Emilia wird von Mama und Patenonkel bei Laune gehalten. Gerade als ich denke, Nichts geht mehr, erreichen wir endlich gegen Mittag unser erstes Ziel: Das Dörfchen Perouges. Ich lasse die Sektkorken knallen und die Kerle stoßen mit mir an, während Emilia völlig unbeeindruckt von der Umgebung auf ihrer Krabbeldecke spielt. Sekt und unkompliziertes Kind lassen meine Laune wieder steigen und die leeren Akkus erstmal vergessen. Perouges möchte erkundet werden – auf geht’s.

Perouges – auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert (4.08.15)

Perouges ist ein kleines Dorf mit mittelalterlicher Atmosphäre und Kulisse von diversen Ritterfilmen. Schon vom Parkplatz aus lässt sich erkennen, dass überall Treppen und schmale Gassen sind – absolut kinderwagenungeeignet. Also kommt Emilia in die Tragehilfe und siehe da: keine fünf Minuten später schlummert sie an Svens Brust.

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Das Dorf ist schön, wir spazieren durch alle Gassen, aber Hunger und Durst treiben uns zurück zum Wohnmobil. Da uns der Stellplatz nicht zusagt fahren wir weiter bis zur nächsten Ortschaft und finden hier einen schönen Stellplatz mit Wasser, Bänken und einem Spielplatz. Hier schlagen wir unser erstes Lager auf. Das Wetter ist wunderschön, so dass wir draußen sitzen können. Emilia schläft im Kinderwagen. Ich koche uns gebratene Nudeln mit Hähnchen (oder Pute? Ohne Französischkenntnisse sind wir uns nicht sicher) und wir lassen den Abend bei einer Flasche Rotwein ausklingen.

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Am nächsten Morgen sind wir Dank unseres zuverlässigen Weckers ab 7 Uhr auf. Wir frühstücken entspannt in der Sonne und dann geht es weiter.Unterwegs sieht es idealerweise so aus: Sven fährt, Emilia schläft und ich plane die Route oder feile am Blog.

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Erinnert ihr euch noch an die leeren Akkus? Unser mitreisender Elektriker Matze war über Nacht kreativ und hat eine Lösung für mein Steckdosenproblem gefunden. Wir halten an einem großen Supermarkt mit Autozubehör, kaufen eine neue Autobatterie und einen Trafo. Matze macht sich direkt am Parkplatz ans Werk während wir die Lebensmittel für die nächsten Tage einkaufen. Zurück vom Einkauf berichtet Matze stolz, dass sein Plan funktioniert hat. Nun haben wir ohne externe Stromversorgung eine Steckdose, bei externer Stromversorgung funktionieren alle Steckdosen. Ich atme tief durch. Alles ist gut.

Le Puy en Valey – Weltkultuererbe in Vulkanlage (5.08.15)

Wir fahren weiter nach Le Puy en Valey. Meine Mitreisenden sind wenig begeistert, als sie die Kathedrale oben auf dem Vulkan entdecken. Aber meinem „Charme“ kann niemand wiederstehen und so steigen wir schon bald bei 35 Grad die Stufen zur Kathedrale hoch. Keiner konnte ahnen dass hier Treppen sind und so schleppt Sven Emilia, die Jungs den Kinderwagen und ich meine Kamera hoch.

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Oben angekommen sind wir aber alle beeindruckt von dem imposanten Bauwerk. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Gassen, aber es ist sehr heiß und wir möchten uns abkühlen. Also fahren wir zu dem 8km weiter südlich gelegenen „Lac du Bouchet“ und springen in den eiskalten Vulkansee.

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Emilia kommt ganz nach ihrem Papa und der See ist ihr zu kalt, aber die Jungs und ich lieben die Abkühlung. Nachdem wir uns mit dem Sprung ins kühle Nass erfrischt haben, verbringen wir die Nacht auf dem Parkplatz am See.

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Ein Tag im Camper -anstrengend, aber zielführend (06.08.15)

Wir möchten Kilometer machen und endlich mit unserer Tour durch Nordspanien starten. Also starten wir früh am dritten Tag und wollen sehen wie weit wir kommen. Mit Supermarktunterbrechung schaffen wir es bis zum 300km entfernten Örtchen Albi, mehr wollen wir Emilia und uns nicht zumuten. Hier finden wir einen Stellplatz am „Lac de Bellevue“ mit Ver- und Entsorgung.

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Wir „tanken“ frisches Wasser und Energie für den letzten Teil der Anreise. Denn wir wollen den Rest über Nacht fahren. Unser Plan geht auf und Emilia schläft die ganze Nacht durch, während wir die letzten 430km von Albi nach Biarritz nachts von 2 bis 7 Uhr bestreiten. Da unsere Mitreisenden Steuer und Navigation übernehmen, können Sven und ich sogar auch mehr oder weniger gut schlafen um fit für den kommenden Tag fit zu sein. Damit ist unsere Anreise abgeschlossen und die echte Erholung kann beginnen…

Ich hoffe euch bald mit unseren Eindrücken aus dem Baskenland versorgen zu können. Bis dahin senden wir viele Grüße nach Deutschland.