Heute möchte ich ein Fazit zu unserer Reise ziehen. Dabei werde ich versuchen auf möglichst viele Aspekte einzugehen. Falls noch Fragen offen bleiben sollten, gerne in den Kommentaren oder per Email nachfragen. Wir freuen uns über jegliches Interesse an unserer Reise.
Die Fakten:
- Reisemittel: unser Wohnmobil
- Reisezeit: Aug./ Sept. 2015
- Dauer: 56 Tage
- gefahrene Kilometer: 8139km
Unsere Route:
Von Deutschland aus geht es über Frankreich ins Baskenland und dann entlang der Küste immer weiter Richtung Westen durch Kantabrien, Asturien und Galizien. Nach fast drei Wochen erreichen wir Portugal. Portugal bereisen wir von Norden, entlang der Costa Prata bis nach Lissabon, von wo aus es durch Alentejo bis zur Algarve geht. Nach 3 Wochen in Portugal müssen wir langsam den Heimweg antreten. Wir „überfliegen“ Südspanien, treffen Freunde an der Costa Blanca und fahren dann entlang des Mittelmeers durch Ostspanien. Auf der Rückreise haben wir in Frankreich einen Unfall und müssen unser Wohnmobil zurücklassen.
Bestes Reisewetter
Das Wetter hätte besser nicht sein können. Die heißesten Tage hatten wir bei der Anreise durch Südfrankreich Anfang August. Bei geschätzten 30 Grad im Schatten war es wirklich extrem heiß. In Nordspanien und im Norden Portugals war das Wetter aber für unsere Maßstäbe perfekt: Stets angenehme 22 Grad und ein wolkenloser Himmel. Lediglich in Nordportugal hat es 1,5 Tage geregnet – sonst hatten wir auf der gesamten Tour tagsüber keinen Regen. Je südlicher wir kamen, umso wärmer wurde es, aber selbst in der Algarve stieg das Thermometer fast nie über 30 Grad (Anfang/ Mitte September). In Südspanien war es auch im September noch recht heiß, aber nie unerträglich.
Unglaubliche Natur
Wir haben unglaublich tolle Landschaften gesehen. Insbesondere Nordspanien hat es uns angetan. Die Kombination aus Bergen und Ozean, aus saftig grünem Land und türkisblauem Meer ist wunderschön. Aber auch Portugal ist unglaublich toll und es ist der Wahnsinn, wie sich die Natur verändert, je südlicher man fährt. In Nord- und Mittelportugal Berge und saftig grüne Wiesen und Weinberge sowie die wunderschöne. menschenleere, wilde Costa Prata. Je südlcher man kommt, umso „trockener“ wird es; Getreidesteppen und tausende Korkeichen in Alentejo sowie leuchtende Felsenküsten in der Algarve.
einfache Stellplatzsuche Dank guter Reiseliteratur
Im Vorfeld war meine größte Sorge, wo wir schlafen werden. Ich las in vielen Blogs, dass man mit dem Wohnmobil gar nicht auf Campingplätze zu fahren braucht. Aber wo soll man denn dann schlafen? Ich konnte mir gar nicht so richtig vorstellen, was es bedeutet, mit einem Wohnmobil unterwegs zu sein. Zum Glück bin ich irgendwann über den WOMO-Verlag gestolpert. Der Verlag bietet Reiseführer für Wohnmobilfahrer über nahezu jede Region an. Wir hatten die Bände
Mit dem Wohnmobil nach Nord-Spanien , Mit dem Wohnmobil nach Portugal und Mit dem Wohnmobil nach Süd-Spanien dabei.
Und auch wenn die von den Autoren gefahrenen Touren für Familien mit kleinen Kindern nicht immer machbar sind, da das Programm viel zu straff ist, waren wir von den Reiseführern begeistert. Wir haben uns jeden Abend eine auf uns zugeschnittene Tour für den nächsten Tag gebastelt, die meist eine Wanderung oder etwas Sightseeing am Vormittag und Relaxen am Strand am Nachmittag beinhaltete. Dabei waren die Reiseführer eine große Hilfe. Auf jeder vorgestellten Tour gibt es diverse Stellplätze mit Picknick-, Bade-, oder Wandermöglichkeit, die Dank präziser GPS Koordinaten ganz leicht zu finden sind. Ohne diese Reiseführer hätten wir niemals so schöne Stellplätze gefunden.
Leben im Wohnmobil
Das Leben zu Dritt im Wohnmobil ist relativ komfortabel. Auch hier konnte ich mir nicht genau vorstellen, wie das so sein wird. Um ehrlich zu sein, war ich noch nie der Camping-Typ. Im Gegenteil! Ich habe es gerne schön und liebe auch einen gewissen Luxus. Bei unseren Rucksackreisen durch Thailand oder Costa Rica beispielsweise habe ich immer sehr auf eine gepflegte und schöne Unterkunft geachtet. Daher wusste ich im Vorfeld nicht genau wie ich das Leben im Wohnmobil so finden werde. Aber ich muss sagen: Heute liebe ich es. Man gewöhnt sich schnell an den begrenzten Platz und weiß die Vorzüge zu schätzen: Man hat seinen kompletten Hausstand stets dabei. Flexibler geht es nicht. Hat man Hunger, kann man sich schnell etwas kochen; ist man müde, legt man sich eben hin. Möchte man sich umziehen? Kein Problem, der komplette Kleiderschrank ist an Bord. Einkäufe räumt man direkt aus dem Einkaufswagen in den Kühlschrank. Möchte man duschen oder zur Toilette? Beides an Bord. Und das Tolle: Man schläft, frühstückt oder lässt einen gelungenen Reisetag Revue passieren an den atemberaubendsten Orten. Man wechselt täglich den Ort ohne aus dem Koffer leben zu müssen. Und man schläft jeden Abend in seinem eigenen Bett. Apropos Schlafen: Wir haben im Heck ein 1,40m breites Bett, auf dem Sven und ich sehr gut geschlafen haben. Emilia hat im Alkoven geschlafen und auch das hat super geklappt. Je nachdem was wir abends vor hatten, hat Emilia häufig erst im Kinderwagen oder bei Fahrtzeiten im Kindersitz geschlafen. Wenn Sven und ich dann schlafen gingen, haben wir sie ins Alkoven umgelegt und sie hat fast immer bis zum nächsten Morgen durch geschlafen. Schlafen war somit wirklich kein Thema. Und was das Leben auf engstem Raum angeht: Man ist ja sowieso meistens draußen, also ist das auch kein Problem.
Kosten
Was kostet eigentlich ein Roadtrip durch Europa? Zu diesem Punkt habe ich im Vorfeld kaum Infos gefunden. Heute weiß ich warum: Es gibt auf die Frage keine richtige Antwort – da kann man sich genauso gut fragen, was das Leben in Deutschland kostet. Es gibt nach Oben hin keine Grenze. Trotzdem möchte ich einmal aufführen, wie viel wir ausgegeben haben.
Zunächst stellt sich die Frage, sofern man kein Wohnmobil besitzt: Wohnmobil kaufen oder mieten? Wir brauchten nicht lange rechnen – für uns stand schnell fest, dass Mieten zu teuer ist. Bei 2 Monaten in der Hauptsaison hätte das um die 5000€ gekostet, und das Geld wäre für immer weg gewesen. Wir haben uns daher für einen Kauf entschieden, mit der Option, das Wohnmobil nach der Reise wieder zu verkaufen. Heute wissen wir, dass wir es so schnell nicht wieder hergeben möchten und am liebsten noch ganz Europa damit bereisen wollen.
Der ansonsten einzige erwähnenswerte Kostenfaktor ist meiner Ansicht nach das Vorankommen von A nach B. In unserem Fall sind das die Kosten für Sprit und Maut. Bei über 8000km und einem durchschnittlichen Verbrauch von 12 Litern haben wir in etwa 1000 Euro verfahren. Für Maut haben wir in etwa 200 Euro ausgegeben, da wir nur dann gebührenpflichtige Autobahnen gefahren sind, wenn wir schnell Kilometer machen wollten, was eher selten vorkam.
Für Übernachtungen haben wir etwa 100 Euro ausgegeben, wobei wir uns diese im Nachhinein zum Großteil hätten sparen können. Wir waren in der gesamten Zeit zwei Mal auf Campingplätzen (hier und hier). Das war am Anfang unserer Reise, als es uns noch an Erfahrung fehlte, wo man Wäsche waschen oder Ver- und Entsorgen kann. Eine Nacht auf dem Campingplatz hat uns jeweils um die 25 Euro gekostet. In El Campello, Biarritz und Bilbao standen wir auf kostenpflichtigen Wohnmobilstellplätzen (für diese Regionen fehlte uns der oben genannte Reiseführer, sonst hätten wir mit Sicherheit auch etwas kostenloses gefunden) – diese kosteten ca. 12 Euro pro Nacht.
Die Kosten für Essen und Trinken bewerte ich nicht, da wir uns auch zu Hause hätten verpflegen müssen. Und auch zu Hause gehen wir regelmäßig ins Restaurant oder in den Zoo oder ins Schwimmbad, so dass ich solche Ausgaben auch nicht zähle.
Das Tanken von Frischwasser und das Entsorgen des Abwassers war fast immer kostenlos (auch hier waren die oben genannten Reiseführer sehr hilfreich, da alle Ver- und Entsorgemöglichkeiten entlang der Route gekennzeichnet sind). Dank unserer Solarzellen auf dem Dach waren wir energieautark und nicht auf externen Strom angewiesen. Einmal haben wir unsere Gasflasche auffüllen müssen, was 17 Euro gekostet hat (dazu sei gesagt, dass wir keinen Warmwasserboiler hatten und Gas nur zum Kochen oder zum Erwärmen von Emilias Badewasser brauchten). Für Wäsche waschen haben wir im Schnitt 15 Euro pro Woche ausgegeben, was wenn man bedenkt, dass wir 2 Monate zu Hause keinerlei Energie verbraucht haben, auch relativ kostenneutral sein sollte.
Was hat uns die Reise gebracht?
Eine ganze Menge! Dazu muss ich sagen, dass Svens Arbeitgeber gerade umstrukturiert hat und Sven in den Monaten vor unserer Reise sehr viel gearbeitet hat. Ich war unter der Woche fast ausschließlich alleine mit Emilia zu Hause. Die Wochenenden gingen meistens für die Umbauarbeiten am Wohnmobil drauf. Desweiteren haben wir während der Schwangerschaft gebaut (genauer gesagt bauen lassen, aber auch das ist nicht ohne) und sind, als Emilia 2 Monate alt war, in unser Eigenheim gezogen. Umzug, Einrichten, Papierkram; um es mal positiv zu formulieren: Langeweile hatten wir nicht. Wir hatten kaum Zeit zu Dritt. Sven hatte kaum Zeit für Emilia. Sven hatte kaum Zeit für mich. Wir waren Beide sehr gestresst und nicht glücklich – aber als Lichtblick hatten wir unsere gemeinsame Reise stets vor Augen!!!
In den ersten Tagen waren wir noch etwas getrieben. Wir hatten stets das nächste Ziel vor Augen und haben den Moment an sich nicht richtig genießen können. Wir mussten uns an die Form des Reisens erst gewöhnen. Es dauerte fast eine Woche bis wir endlich runterkommen konnten. Auf einmal fiel der ganze Stress von uns ab und wir konnten uns so richtig auf uns und die jeweiligen Orte einlassen. Wir reduzierten das Tempo, wir wechselten zwar fast täglich den Stellplatz, fuhren aber häufig nur 30km weiter in den nächsten Ort oder zum nächsten Strand.
Wir haben bewusst keinen Fernseher mitgenommen, um uns nur auf uns zu konzentrieren. Die Abende verbrachten wir stets damit, die Fotos vom Tag anzuschauen, das Erlebte durchzusprechen, den nächsten Tag zu planen und miteinander zu reden. Obwohl wir seit 2004 zusammen sind, gab es immer noch Dinge, die wir auf dieser Reise neu über uns erfahren haben. Im Alltag fehlt einem häufig die Zeit sich intensiv miteinander zu beschäftigen. Diese gemeinsame Zeit tat uns unheimlich gut. Wir mussten uns um Nichts kümmern, außer um unsere Route, den Abwasch und darum, dass ausreichend Wasser und Lebensmittel an Bord sind. Den Rest der Zeit konnten wir uns widmen.
Wo hat es uns am besten gefallen?
Das ist die mit Abstand häufigste Frage, die uns in den letzten Monaten gestellt wurde. Aber ich muss euch enttäuschen: Ich kann euch diese Frage nicht beantworten. Denn auch wenn wir unglaublich tolle Strände gesehen haben, wunderschöne Wanderungen unternommen haben, beeindruckende Metropolen besichtigt haben und unglaublich niedliche Dörfer entdeckt haben: Das was uns am besten gefallen hat, war, das wir stets zusammen waren. Jeder besuchte Ort war nur deswegen so schön, weil wir ihn zu Dritt besucht haben. Alles, was wir erlebt haben, haben wir zu Dritt erlebt. Wir sind unglaublich glücklich und dankbar, diese intensive Zeit zu Dritt erlebt haben zu dürfen. Und da ist der bereiste Ort eher zweitrangig, im Vordergrund steht für uns ganz klar die gemeinsame Zeit.
Wir würden es jederzeit wieder tun…